Die Welt der Internet-Werbung ist undurchsichtig und für Laien eigentlich kaum zu durchschauen.
Manches im Leben ist einfacher.
Ich gehe zum Frisör und sage:
„Haare schneiden bitte. „
Arbeitsleistung: Haareschneiden.
Waschen, Föhnen und ein netter Plausch sind in der Regel inclusive. Zahlen. Tschüss. In einigen Woche das gleiche Spiel.
Bei allem rund um Webseiten und Online-Marketing ist die Sache nicht mehr ganz so einfach.
Um im Internet sichtbar zu werden, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:
- Bezahlte Anzeigen (u.a. Google Ads, ehemals AdWords)
- Listung der Website im organischen Index.
plus idealerweise
- Optimierung für lokale Anfragen
Oft kommen Kunden zu mir und sind betrübt, dass sie „monatlich immer nur Rechnungen kriegen, aber nix passiert.“
Bei verständnisvollem Nachfragen, was man denn konkret mit dem Dienstleister vereinbart habe, kommt oft die Antwort:
„Dass sie Anzeigen für mich schalten.“
Tja, da liegt dann nun das Problem. „Anzeigen schalten“ ist nur bedingt vergleichbar mit „Haare schneiden“.
„Anzeigen schalten“ kann nämlich jeder, der einen Laptop einschalten und eine Maus bedienen kann.
Prüfe, wer sich lange bindet.
Deshalb hier mal ein paar kleine Hinweise, worauf man/frau achten könnte, wenn ein Angebot einer Google Ads-Agentur vorliegt und welche Versprechungen einen nicht nur neugierig, sondern direkt nervös machen sollten.
„Wir schalten Anzeigen für Sie.“
Anzeigen einrichten und schalten kann jeder Grundschüler, der tippen und Schaltflächen anklicken kann.
Der Job einer Agentur würde eher lauten:
Alle Einstellungen so einrichten, dass Anzeigen möglichst nur denjenigen überhaupt eingeblendet werden, die sich konkret und aktiv für Ihr Angebot interessieren und wahrscheinlich auch Kunden werden.
Mit dem Kunden Ziele vereinbaren, und zumindest aktiv versuchen, diese umzusetzen.
„Wir machen Sie bekannt bei Google.“
„Bekannt werden bei Google“ ist nicht wirklich ein konkretes Ziel.
„Bekannt sein“ bei Google bedeutet, streng genommen, eigentlich nicht anderes, als eine Website bei Google einzureichen, und sicher sein, dass sie grundsätzlich in den Index aufgenommen wurde. Dies kann jederzeit in der Google Search Console überprüft werden.
Dies ist aber eine einmalige Angelegenheit und hat nicht wirklich etwas mit höheren Zielen der Suchmaschinen-Optimierung (SEO) zu tun.
Dahinter verbirgt sich nämlich ein wirklich wichtiger und schwieriger Job:
Eine Website und definierte Unterseiten technisch und vor allem inhaltlich so gut zu machen, dass Google sie freiwillig im Zusammenhang mit bestimmten Suchanfragen als relevant einstuft und im organischen Index listet. Für Monate. Mindestens. Am besten für Jahre.
Beispiel:
Bei der Suchanfrage „Google Adwords richtig einrichten“ steht meine Wenigkeit derzeit auf Seite 1 bei 47.400.000 Suchergebnissen. Und ich finde, dass das eine schöne Zahl ist – zumal ich fleißig daran gearbeitet habe, dahin zu kommen.
„Wir bringen Sie bei Google auf Platz 1 / ganz nach oben.“
- Im organischen Index kann niemals ein Platz 1 garantiert werden. Das würde nämlich bedeuten, dass die Google Algorithmen bekannt sind – und wenn das tatsächlich der Fall wäre, würde derjenige nicht mehr in einer Agentur sitzen und für Sie ein Angebot ausarbeiten 😊
- Platz 1-Garantien bei bezahlten Anzeigen sind mit Vorsicht zu genießen – und die Ergebnisse – sprich: Kosten-/Nutzen sollten sehr zeitnah und für jedermann nachvollziehbar dokumentiert sein.
„Wir machen Sie sichtbar bei Google.“
Gut zu wissen, für alle, die langfristig erfolgreich sein möchten bei Google:
Mit der Übergabe der Website an den Kunden – ist SEO-technisch noch nicht wirklich viel erreicht. Google möchte nämlich immer wieder mit guten und relevanten Inhalten gefüttert werden.
Bevor Sie sich über Monate an eine Agentur binden, sollten Sie deshalb konkret nachfragen:
Was konkret wird langfristig in Sachen SEO getan, und wer liefert welchen Input, Ideen und steht mit konkreten Antworten auf konkrete Anliegen zur Verfügung?
Wer konkret liefert oder erstellt die Inhalte für meine Website?
Festangestellte Texter oder Subunternehmer, die aus irgendeinem Portal beauftragt werden, mit wenigen Cent pro Wort abrechnet und mit einem (gar nicht so ) kleinen Aufschlag weiterberechnet werden?
A, B und C-Kunden
Praktisch, aber trotzdem pfui.
Mit großem Erstaunen lese ich schon mal bei Wettbewerbern:
„Wir können Ihre Kampagnen in Ausnahmefällen pausieren.“
oder
„Keywords können im nachhinein nur geändert werden, wenn ein anderer Tarif gewählt wird.“
Das lässt mich dann wirklich aufhorchen.
Zur Erinnerung: Wir sprechen vom Budget des Kunden, das die Agentur in seinem Auftrag verwaltet.
Für Interessierte und Unbedarfte:
Der ganz große Nutzen von Google Kampagnen besteht darin, dass ich als Werbekunde in jeder Minute rund um die Uhr mit einem Klick jede Kampagne pausieren kann, oder Keywords (eingebuchte Suchbegriffe) pausieren oder ändern kann. Je nach Geschwindigkeit der Internet-Verbindung – Aufwand < 1 Minute, pro Kampagne.
Wir denken kurz nach:
Damit eine Agentur eine Zertifizierung erhält und hält, muss sie über einen bestimmten Zeitraum ein Budget von vielen Tausend Euro verwalten. Das ist kein Geheimnis und kann hier bei Google nachgelesen werden. Das ist – eine Ansage und Aufgabe.
Bei einer Agentur, die 10 Büros in Deutschland einschließlich NL-Leiter und diverse „Head of Sowieso“ durchfüttern muss, kann man verstehen, dass nicht jeder Kunde, der mit einem Monatsbudget von < 500,00 Euro wirbt, rund um die Uhr gebauchpinselt wird. Und stellt z.B. fest, dass viele Agenturen unter einem Monatsbudget von 2.000 Euro nicht mal die Kaffeedose öffnen.
Und auch wenn sie es tut, könnte man als Kunde darüber nachdenken, bevor man einen Vertrag unterschreibt.
„Mass-geschneiderte Landingpage für Google Anzeigen“
Es stimmt natürlich: Eine gute Zielseite ist eine feine Sache.
Sie wird zu einem ganz bestimmten Kernthema erstellt und so konzipiert, dass Besucher komprimiert alle wichtigen Informationen finden und motiviert werden, ganz bestimmte gewünschte Handlungen durchzuführen.
Aber:
Erfolgreiche Google Kampagnen funktionieren aber auch grundsätzlich ohne speziell erstellte Landingpages, d.h. auf ganz „normalen“, aber von Haus aus professionell gestalteten Webseiten. Es sollte selbstverständlich sein, dass Anzeigen, in denen konkrete Angebote beworben werden, auch auf die entsprechende Unterseite verlinken. Und der Interessent dort gut weitergeführt wird, bis zu dem Punkt, an dem eine Reaktion stattfinden soll.
Falls die Zusammenarbeit gut läuft, spricht also nichts dagegen, eine solche Landing Page zu einem späteren Zeitpunkt erstellen zu lassen, um damit noch bessere Ergebnisse zu erzielen, also ohnehin hoffentlich vorliegen 😊
Zahlen sind was Wunderbares.
Vor allem, wenn keiner genau hinsieht.
Zauberworte wie „Performance“ oder „Reportings“ liest man oft, wenn man die Webseiten der Agentur-Landschaft so auf sich wirken lässt.
Monatsberichte sind praktisch:
Sind schnell eingerichtet – entweder bei Google im System, oder bei irgendwelchen Tools, die die Firma nutzt.
Und sie implizieren: Da tut sich was. Wir tun etwas. Wir wollen dein Bestes.
Lässige Menschen in coolen Locations und nette Bürohunde lenken da schnell mal ab vom eigentlich Wesentlichen:
Was bringen mir meine Kampagnen in Euro am Monatsende?
Dieser Punkt ist der Entscheidende überhaupt, und hier sollte sich sehr schnell die Spreu vom Weizen trennen.
Ein Kunde sollte grundsätzlich fragen, wann und anhand welcher Kennzahlen er erfährt, was seine Kampagnen am Monatsende an Ergebnissen gebracht haben – an Kunden, an Mandanten, an Anfragen.
Ein ernüchternder Einblick:
Impressionen:
„Ihre Seite wurde xy mal Besuchern gezeigt.“
Interessiert nicht wirklich, und bringt nicht wirklich weiter.
Sofern derjenige, der die Kampagne aufgesetzt, nicht vollkommenen Blödsinn gebaut hat, werden Anzeigen natürlich eingeblendet. Nur: Wem und in welchem Zusammenhang?
Klickrate
„Ihre Seite wurde xy Mal angeklickt.“
Das ist prima. Und bringt nicht wirklich weiter. Denn es bedeutet nur, dass derjenige, der die Kampagne aufgesetzt hat, nicht völlig an der Zielgruppe vorbei wirbt. Analog: Dass der Frisör nach dem Waschen föhnt, bevor er mich in den frischen Tag entlässt und er nicht schuld ist, wenn ich mich erkälte.
Eine Klickrate von 1-5 % ist bei einer betreuten Kampagne wünschenswert, sagt aber noch nicht wirklich etwas aus über deren Leistung. Denn Sie wissen nach wie vor nicht, wer und warum darauf geklickt hat. Und wenn der Kunde in einem Bereich tätig ist, in dem von Haus aus ein hohes Suchvolumen herrscht, klicken eben auch viele Leute. z.B „Rauchen abgewöhnen“.
Wirklich aussagekräftig ist die Conversionrate.
Conversions
Sie gibt Aufschluss darüber, welcher Anteil derer, die geklickt haben, eine Aktion ausgeführt haben, die der Kunde sich wünschte:
-Kontaktformular ausfüllen
-Anrufen
-Newsletter abonnieren
Genauer: Was mich dieser Auftrag gekostet hat – und ob meine Anzeigen rentabel sind.
Wenn also nicht klar ist, wann und auf welche Weise ich über Erfolge informiert werde, und zwar so, dass ich es verstehe, würde mich der „Head of Happyness“, seine coole Location und der Bürohund alleine noch nicht überzeugen.
Starter-Pakete: Website + Google Ads Einrichtung
Sehr beliebt, vor allem bei Agenturen, die sich auf bestimmte Branchen und Berufe spezialisiert haben, ist die Kombination aus „Webseiten-Erstellung und Einrichtung einer Google Kampagne“ – letztere zum Preis von weit unter 200,00 €, oft sogar im nur zweistelligen Euro-Bereich.
Zum Verständnis:
Die Planung und Erstellung einer Website hat rein technisch nichts mit der Schaltung von Google Anzeigen zu tun und ist somit grundsätzlich getrennt zu betrachten.
Google Werbung wird über ein individuelles, geschütztes Kundenkonto betrieben, in dem der Werbekunde höchstselbst seine Zahlungsinformationen hinterlegt und Anzeigen schaltet – oder schalten lässt, die dann auf eine Website führen.
Die Erstellung einer guten und wirksamen Kampagne durch einen Profi dauert einschl. Vorgespräch mit dem Kunden in puncto Vorstellungen, Zielsetzung und Wunschkunden 2-4 Stunden.
Blöd ist nur eines:
Mit der Erstellung der Kampagne ist es nicht getan – denn wenn die Kampagne erst mal läuft, geht die eigentliche Arbeit erst los – nämlich die Optimierung des Ganzen.
Es lebe der Informationsfluss im Google-Zeitalter – und eine kurze Recherche zeigt jedem, dass der übliche Stundensatz eines Google Ads Spezialisten in Deutschland zwischen 80,00 und 150,00 Euro liegt – was vermutlich Gründe hat. Und wenn er höher liegt, kann auch dies begründet und muss nicht unmoralisch sein.
Deshalb sollte man bei derlei „Kombi-Paketen“ zweimal hinschauen und sicherheitshalber nochmal nachfragen, welche Leistung konkret erbracht wird, wie die Zusammenarbeit gestaltet ist und wer die Kampagnen nach der Erstellung betreut.
Aufschluss gibt auch die Antwort auf die Frage,
- wer der Eigentümer der Domain ist und bleibt und
- ob eine – wie auch immer geartete – Ablöse fällig wird bei Beendigung des Vertragsverhältnisses?
„Unsere zertifizierten Experten.“
Ach Gott, ja. Die Zertifizierungen.
Ich habe keine. Und hier steht, warum ich keine habe – und auch keine haben will.
Diese Meinung teile ich scheinbar mit vielen unabhängigen Beratern, die für ihre Kunden neben der Schaltung von Google Anzeigen auch noch andere Dienstleistungen anbieten.
Grundsätzlich gibt einem ja beim flüchtigen Hinsehen so ein Siegel ein gutes Gefühl. Das sich durchaus in der Realität fortsetzen kann. Muss aber nicht.
Was man vor der Beauftragung bedenken könnte:
Wenn eine Firma in jeder deutschen Großstadt eine Niederlassung hat – wie „groß“ die auch immer sein mag:
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet ich mit einem zertifizierten Experten zusammenarbeite? Bei einem monatlichen Werbebudget von > 1.000 Euro – wohlgemerkt: Nur Klickkosten, also ohne Agentur-Honorar.
Wenn dieser zertifizierte Experte nicht mein Ansprechpartner wird – erhalte ich jemanden, der sich in meiner Branche auskennt? (Anwalt, Therapeut, Fitness-Coach)
Was passiert, wenn sich die Zusammenarbeit mit diesem Menschen als nicht sehr fruchtbar erweist?
Ich gestehe:
Ich gehöre leider zu den Menschen, die gerne wissen, mit wem konkret ich es zu tun habe, und nicht viel Vertrauen hat in Verweise auf „unsere Experten“, „unsere Spezialisten“ und „unsere professionellen Texter“ hat – zumal es sich vielen wunderbaren Titeln um Berufsbezeichnungen handelt, die nicht geschützt sind. Nicht zu vergleichen mit einem Anwalt, einem Steuerberater oder einem von einer offiziellen Institution zertifizierten Therapeuten oder Architekten.
Deshalb suche ich mir meine „Experten“ gerne selbst aus.
Fazit:
Es gibt da draußen hervorragende Agenturen, die zu transparenten Preisen Top-Ergebnisse liefern. Und das in einem Umfang, den ich als Einzelunternehmerin niemals leisten könnte und möchte.
Was sich jeder Kunde vor einem Vertragsabschluss fragen sollte:
- Wieviel Budget habe ich zur Verfügung für Klickkosten & Agentur-Honorar?
- Was sind meine konkreten unternehmerischen Ziele für die nahe Zukunft?
- Wie wichtig ist mir bei der Zusammenarbeit Service, Reaktionszeiten und Austausch von Informationen?
- In wieweit bin ich bereit, mich zu binden?
- Wird das Konto auf meinen Namen eingerichtet, und kann ich es nach der Zusammenarbeit einschl. sämtlicher Daten übernehmen?
- Wieviel Zeit und Vorkenntnisse kann und möchte ich selbst mit einbringen?
- Welche Einzelleistungen werden mir konkret angeboten?
- Wird mir etwas „garantiert“, was objektiv gar nicht möglich ist?
- Wie lange ist die Firma am Markt?
- Hat sie festangestellte Mitarbeiter*innen oder arbeitet sie mit Partnern, die ich kennenlernen kann?
- Hat sie nachprüfbare Referenzen, die mich persönlich überzeugen – idealerweise mit Namen, Berufsbezeichnung und Website?